Die Europäische Zentralbank (EZB) trifft sich heute, um zu entscheiden, ob sie die Zinssätze weiter anheben oder angesichts der schwächelnden Konjunktur eine Pause einlegen wird.
Die EZB steckt in einem Dilemma. Nach neun aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen liegt die Inflation in Europa immer noch doppelt so hoch wie das Zwei-Prozent-Ziel und zeigt keine Anzeichen, in den nächsten zwei Jahren wieder dieses Niveau zu erreichen. Gleichzeitig setzen steigende Zinsen weltweit und Chinas Wachstumsrückgang die Weltwirtschaft unter Druck.
Die EZB hält heute eine Sitzung ab, um über eine weitere Anhebung des Leitzinses zu entscheiden. Bei einer Erhöhung um weitere 25 Basispunkte (0,25 Prozent) würde der Leitzins in Deutschland 4 Prozent erreichen – den höchsten Stand seit der Euro-Einführung im Jahr 1999. Noch vor 14 Monaten lag dieser Zinssatz auf einem Rekordtief von -0,5 Prozent.
Analysten und Investoren tendierten zu einer Pause. Anfang dieser Woche berichtete Reuters jedoch, dass die EZB ihre Inflationsprognose für das nächste Jahr auf über 3% anheben werde. Dies würde die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung erhöhen.
Die EZB-Prognosen gelten für die Notenbanker als Schlüsselindikator dafür, ob sich die Inflation ihrem Ziel nähert. „Die Inflationsdynamik ist noch immer zu stark, um die Zinserhöhungen zu stoppen“, sagt Piet Haines Christiansen, Ökonom bei der Danske Bank.
Die EZB dürfte zudem ihre Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr senken. Dies unterstreicht die Überzeugung der Ökonomen, dass sich die Notenbank keine Zinserhöhungen leisten kann. „Angesichts der Kerninflation, die Anzeichen einer Abkühlung zeigt und der sich die Wachstumsaussichten rapide verschlechtern, gibt es keinen Grund für eine Straffung“, sagte Dirk Schumacher, Ökonom bei Natixis.
Nächste Woche hält auch die US-Notenbank (Fed) eine Sitzung ab. Der Markt geht derzeit davon aus, dass die Fed die Zinsen dieses Mal unverändert lassen wird. Die Fed hatte den Zinserhöhungsprozess früher und aggressiver als die EZB eingeleitet. Der Referenzzinssatz in den USA liegt derzeit bei 5,25-5,5 % – dem höchsten Stand seit 2001.
Ha Thu (laut Reuters)
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