Die Realität des Personalabbaus und Initiativen zur „Rettung“ des Journalismus angesichts ernster wirtschaftlicher Herausforderungen

Viele Initiativen entstanden

In den letzten zehn Jahren erlebte die Weltpresse eine Situation, in der Redaktionen ihre Größe reduzierten, während Einnahmen und Auflagen weiter zurückgingen. Dies führte zu Entlassungen und Gehaltskürzungen für Reporter. Der Journalismus ist heute einer der riskantesten und am schlechtesten bezahlten Berufe. In den USA ist die Zahl der bezahlten Journalistenjobs im letzten Jahrzehnt um mehr als ein Drittel zurückgegangen. Diese Situation ist in unterschiedlichem Ausmaß auch in vielen Ländern mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen eingetreten.

Ende Juli kündigte die BBC an, dass sie bis März 2026 500 Stellen abbauen werde, nachdem sie in den vergangenen fünf Jahren bereits 10 % ihrer Belegschaft abgebaut hatte, was fast 2.000 Stellen entspricht.

Die Kürzungen sind die jüngsten in einer Reihe von Kürzungen, da die BBC mit Inflationsdruck, Finanzierungsengpässen und umfassenden Veränderungen im Medienkonsum konfrontiert ist. Das Unternehmen wird einige Stellen streichen oder verlagern und neue Stellen in Wachstumsbereichen schaffen.

BBC-Hauptquartier. (Foto: SCMP)

Die Pressebranche steht mehr denn je vor beispiellosen Schwierigkeiten. Um weiter bestehen zu können und ihre Aufgaben zu fördern, sind die Redaktionen gezwungen, ein neues, an die digitale Medienlandschaft angepasstes Entwicklungsmodell zu finden und eine neue, vielfältige Einnahmestruktur aufzubauen.

Laut der Journalistin Nguyen Thu Ha, stellvertretende Direktorin des Zentrums für die Produktion und Entwicklung digitaler Inhalte beim vietnamesischen Fernsehen, handelt es sich hierbei nicht nur um ein Problem der Pressebranche, sondern um ein Problem der gesamten Gesellschaft, da die Presse eine Rolle als öffentliches Gut und unverzichtbarer Dienst spiele.

Obwohl sie den Charakter öffentlicher Güter haben und als wesentliche Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Bildung gelten, arbeiten die meisten Presseagenturen weltweit und auch in Vietnam nach Marktmechanismen. In Vietnam arbeitet sogar Vietnam Television VTV völlig autonom. Viele Presseagenturen sind auf direkte Einnahmen angewiesen, hauptsächlich aus dem Verkauf von Waren, Pressedienstleistungen und Werbeleistungen.

Allerdings sind die Werbeeinnahmen der Zeitungen in den letzten Jahren stark zurückgegangen.

Der Journalist Nguyen Thu Ha sagte, das Modell „Presse als öffentliches Gut“ sei ein Vorschlag, der von vielen Organisationen und Medienexperten unterstützt werde. Er appelliere an die gesamte Gesellschaft, die Presseagenturen stärker zu unterstützen, und fordere mehr Hilfe von Sponsoren sowie freiwillige Beiträge zur Nachrichtenproduktion. All dies solle sicherstellen, dass die Presse weiterhin effektiv als öffentlicher Dienst agieren könne.

Es gibt weltweit zahlreiche Initiativen und Programme zur Unterstützung des Journalismus, die ihm helfen sollen, zu überleben und Schwierigkeiten zu überwinden. Beispiele hierfür sind Initiativen wie Journalism Trust, NewsGuard und Ad for News, die für Werbetreibende zuverlässige journalistische Quellen herausfiltern und so die Werbung auf unterstützende Nachrichtenorganisationen ausrichten.

Der Journalist Nguyen Thu Ha sagte, dass das vietnamesische Ministerium für Information und Kommunikation auch eine Liste mit „verifizierten“ Inhalten im Internet (White List) veröffentlicht habe, die für Werbeaktivitäten verwendet werden. Diese Liste umfasst 301 elektronische Zeitungen und Zeitschriften.

Journalist Nguyen Thu Ha. (Foto: VTV)

„Das Ministerium kündigte außerdem die Gründung einer Digital Advertising Alliance an, um die Werbeeinnahmen der Zeitungen wiederherzustellen. Auch Werbetreibende möchten ihre Marken mit präzisen und hochwertigen Informationsquellen verknüpfen. Dies sind also praktikable Initiativen zur Umsatzsteigerung für Zeitungen“, sagte die Journalistin Thu Ha.

Auch große Zeitungen und Zeitschriften versuchen, neue Geschäftsinitiativen zu erschließen. Viele Zeitungen entwickeln intensiv ihre Eventorganisation, Livestreaming, E-Commerce-Geschäfte und entwickeln eigene Apps mit vielfältigen Service-Ökosystemen. Diese neuen Geschäftsprojekte zielen vor allem darauf ab, Einnahmequellen zu diversifizieren und neue Einnahmequellen zu schaffen, um die sinkenden Werbeeinnahmen zu kompensieren. Laut Frau Ha eignen sich diese Strategien jedoch nur für große Presseagenturen, während kleine Presseagenturen große Schwierigkeiten haben, ihre Einnahmequellen auf diese Weise zu diversifizieren.

In jüngster Zeit sind zahlreiche Finanzierungslösungen für nachhaltige journalistische Aktivitäten zum Wohle der Gemeinschaft entstanden, darunter Modelle zur Übertragung von Aufgaben und Aufträgen an Presseagenturen, staatliche Stellen, öffentliche Organisationen, Entwicklungsfonds und gemeinnützige Organisationen. Auch vietnamesische Presseagenturen fördern diese Einnahmequelle aktiv mit Unterstützung des Ministeriums für Information und Kommunikation sowie des Finanzministeriums.

Subventionen und Steuererleichterungen

Die wirtschaftliche Krise des Journalismus bereitet nicht nur der Presse und den Journalisten Sorgen, sondern auch Regierungen und gesellschaftlichen Organisationen, denn die Rolle der Presseinformationen für die fortschreitende Entwicklung der Gesellschaft und jedes Landes ist unersetzlich.

Einige Regierungen haben Maßnahmen ergriffen, die den Journalismus direkt subventionieren. In Europa hat die Europäische Union umfangreiche Förderprogramme wie MEDIA für Film- und Fernsehproduktionen eingeführt. Auf nationaler Ebene sind sich die meisten Regierungen der Krise des Journalismus bewusst und versuchen, die Einnahmeverluste der Medienunternehmen durch entsprechende Subventionen auszugleichen. Das Ausmaß der staatlichen finanziellen Unterstützung für den Journalismus variiert jedoch von Land zu Land erheblich.

Das Modell „Journalismus als öffentliches Gut“ ist ein Vorschlag, der von vielen Organisationen und Medienexperten unterstützt wird.

Der Journalist Nguyen Thu Ha ist sich dieser Realität in Vietnam bewusst und sagte, dass Presseagenturen, darunter die Propagandaabteilung, das Ministerium für Information und Kommunikation und der Journalistenverband, in Abstimmung mit dem Finanzministerium Anstrengungen unternehmen, um den Medienbestellmechanismus für die Presse zu fördern.

Es wird außerdem vorgeschlagen, diese Inhalte in das überarbeitete Pressegesetz aufzunehmen, um diesen Mechanismus zu legalisieren und in Zukunft eine stabile Einnahmequelle für die Presse zu schaffen. Laut dem stellvertretenden Minister für Information und Kommunikation, Nguyen Thanh Lam, besteht das unmittelbare Ziel für 2024 darin, den Prozess der Medienbestellung von Organisationen an die Presse zu verkürzen, zu vereinfachen und praktikabler zu gestalten. Gleichzeitig bedarf es spezifischer Anweisungen, um Presseagenturen dabei zu helfen, diese wichtige Einnahmequelle zu erschließen.

Eine indirekte, aber ebenso wichtige Möglichkeit, wie Regierungen Nachrichtenorganisationen unterstützen, ist die Prüfung von Steuererleichterungen für Nachrichtenorganisationen. In den USA soll ein Gesetzesentwurf namens „Local Journalism Sustainability Act“, der 2021 im Kongress eingebracht wurde, lokale Zeitungen steuerlich auf die Gehälter von Journalisten anregen. In Kanada kündigte die kanadische Regierung 2018 eine ehrgeizige Politik an, die Steuergutschriften und andere Anreize vorsieht, um den Journalismus über fünf Jahre mit rund 600 Millionen Dollar zu unterstützen.

In Vietnam erhalten Printmedien derzeit staatliche Körperschaftssteuererleichterungen in Höhe von 10 %. Laut der Journalistin Thu Ha verfügen viele Presseagenturen jedoch derzeit über zwei oder mehr Pressearten (Radio, Fernsehen, Print, E-Mail). Gleichzeitig dienen alle Presseaktivitäten politischen Aufgaben und liefern wichtige Informationen.

Aus diesem Grund schlägt das Ministerium für Information und Kommunikation dem Staat vor, die Anwendung günstigerer Körperschaftssteuerrichtlinien für alle Arten von Presse zu vereinheitlichen, günstige Bedingungen für die Presseförderung zu schaffen und die Buchhaltung und Steuerverwaltung zu erleichtern.

„Weltweit werden zahlreiche Initiativen umgesetzt, darunter von Presseagenturen selbst sowie von Regierungen und sozialen Organisationen, um die Existenz und Entwicklung der Presse zu unterstützen. Wenn der Marktmechanismus versagt, ist es an der Zeit, dass die Presse ihre Rolle als unverzichtbarer Dienstleister und öffentliches Gut unter Beweis stellt und entsprechende Anreize und Ressourcen erhält“, sagte der Journalist Nguyen Thu Ha.

Hoa Giang

Quelle: https://www.congluan.vn/thuc-trang-cat-giam-nhan-luc-va-cac-sang-kien-cuu-bao-chi-truoc-thach-thuc-kinh-te-nghiem-trong-post306348.html